#1 Wie heißt eure Gemeinde?

Projekt A+ | Evangelische Freikirche Altglienicke e.V.

 

#2 Seit wann gibt es euch?

2011 starteten wir als evangelistisches Projekt der Lukas-Gemeinde Berlin und Ende 2019 wurden wir rechtlich selbständig.

 

#3 Wie kam es dazu, dass ihr den Schritt zur Neugründung genau dort geplant habt, wo ihr jetzt seid?

Altglienicke ist ein Stadtteil im Süden von Berlin mit etwa 30.000 Einwohnern. Es gab hier keine Freikirche, während es in vielen Stadtteilen Berlins sogar mehrere Freikirchen auf engem Raum gibt. Wir Christen wollten an unserm Wohnort Gemeindeleben entwickeln, als Kirche im Kiez.

 

#4 Berichte gerne ein bisschen über den Prozess vom Start bis heute (2023)


Es gab einige Christen, welche bereits Jahre vor uns für Altglienicke beteten und ebenso gab es bereits Gründungsversuche vor uns. Im Sommer 2009 luden Christen und Missionare der Lukas-Gemeinde Berlin zum gemeinsamen Gebet aller im Stadtteil lebenden Christen ein. Dazu kamen Christen aus ganz unterschiedlichen Gemeinden zusammen und lernten sich kennen. Weitere Gebetstreffen für das Wohl des Stadtteils alle 2-3 Monate folgten. Gott schickte 2010 noch mehr Christen auf WUNDERbare Weise nach Altglienicke und vernetzte uns auf erstaunlichen Wegen miteinander. Gott setzte ein Team zusammen und wir entwickelten eine gemeinsame Vision! Im Mai 2011 gab es den offiziellen Start von Projekt A+ als evangelistischen Projekt der Lukas- Gemeinde mit einem Kernteam von 12 Leuten, wobei die Hälfte davon aus vollzeitlichen Missionaren/Unterstützern aus England und den USA bestand.

Wir begannen mit Pionierarbeit in unserer Nachbarschaft, in dem wir 1-2 Alpha-Kurse im Jahr durchführten, sporadisch zu Ostern und Weihnachten missionarische Gottesdienste feierten und unterschiedliche brückenbauende Events im Stadtteil durchführten, um Menschen kennenzulernen und miteinander zu vernetzen. Menschen aus unserer Nachbarschaft lernten Jesus kennen und fanden zum Glauben. Es entwickelte sich langsam und stetig eine Gemeinschaft mit wachsenden Angeboten.

 

#5 Inwieweit erreicht ihr eine bestimmte Zielgruppe?

Als lokale Stadtteilgemeinde wollen wir unsere Nachbarschaft vor Ort erreichen. Viele Menschen im Südosten Berlins sind aufgrund der 40jährigen DDR-Geschichte areligiös; Gott und Bibel, Glaube und Kirche sind für viele irrelevant, mancher betrachtet sie gar mit Misstrauen als eine Gefahr für die Gesellschaft. Interesse am Glauben entsteht, wenn Menschen Christen auf einer persönlichen Ebene kennenlernen. Dann entdecken sie die heilende, rettende Kraft Gottes im Leben eines Christen. Es ist ein langer Weg, bis Beziehungen und Vertrauen gewachsen sind.

Wir träumen davon, dass sich in jeder Strasse unseres Stadtteils Menschen treffen, die Jesus Christus kennenlernen und ihm nachfolgen. Es gibt 157 Strassen in Altglienicke…  Wir glauben an einen Gott, dem nichts unmöglich ist!

 

#6 Welche Phase (oder Situation) war bisher die schönste?

Die ersten 6 Jahre mit viel vollzeitlicher Men-Power durch die Mitarbeit der Missionare hatte sehr viel Dynamik und generierte Wachstum. Das war einfach nur cool und hat Spaß gemacht. Heute (2023) feiern wir das hohe Engagement aller Mitarbeiter, die sich mit dem was sie gerade an Kraft und Ressourcen zur Verfügung haben investieren. Wir feiern die Willkommen-Kultur und Offenheit, wie wir Menschen begegnen. Wir feiern das evangelistische Herz von vielen, Ihren Alltag und Leben nicht für sich zu leben, sondern natürlich zu teilen und auf die Nachbarn im Stadtteil aktiv zuzugehen.

 

#7 Welche Phase (oder Situation) war am schwersten?

Die geistliche Elternschaft und Haupt-Verantwortung liegt auf sehr wenigen belastbaren Schultern. Was uns traurig macht, dass einige Erwachsene, die im Glauben gestartet sind, nicht gesund weitergewachsen sind. Einige zum Glauben gekommene Teenager wendeten sich in der Pandemie-Zeit 2020/2021 anderen Lebensinhalten zu. Die Jahre seit 2017 bis heute (2023) sind geprägt von der erfolglosen Suche nach vollzeitlicher Verstärkung im Kern-Team. Wir haben ungefähr 30 Kinder und Teenager aus dem Stadtteil, deren wöchentliche Gruppen unsere ehrenamtlichen Mitarbeiter an die Belastungs-Grenzen bringen.

 

#8 In welcher Phase habt ihr Gottes Führung am meisten erlebt?

Das können wir so gar nicht beantworten, denn wir erlebten in jeder Phase mit Höhen und Tiefen Gottes Führung und Beistand.

  • Vermutlich ist die übernatürliche Teambildung im Jahr 2010 jedoch ein in unseren Herzen ganz tief verankertes erlebtes Wissen, dass Gott hier ganz unterschiedliche Menschen aus verschiedenen Hintergründen zusammengeführt hat und seine Gemeinde bauen will und wird.
  • Wie Gott uns kleiner Gruppe 2013 auf wundersame Weise punktgenau zur Durchführung der Alpha-Kurse Räumlichkeiten schenkte, die wir bis heute haben.

#9 Welcher Arbeitsbereich hat euch geholfen, um Menschen in eurem Umfeld zu erreichen, die heute Teil der Gemeinde sind?

Brückenbildende und beziehungsorientierte Aktionen wie Spielabende, Geburtstagsfeiern, Nachbarschaftstreffen, Camp-Arbeit oder Frauen-Café helfen, mit Menschen in Kontakt und Beziehung zu treten und langsam ein Interesse für den Glauben zu wecken. Letztendlich konnten am effektivsten Menschen in Gemeinde integriert werden, nachdem sie am Alpha-Kurs oder im Falle von Kindern im SOLA-Camp teilgenommen haben.

#10 Was hat euch als Leitung geholfen, als Team zusammenzuwachsen und auch in schweren Phasen weiterzumachen?

Intensive Teambildung mit dem Fokus auf Vision und Werte mit einer ausgewogenen Balance neben der Arbeit auch das Leben und Freundschaft zu feiern.

#11 Wie hat sich eure Gemeinde vom Start bis heute entwickelt?

Gestartet sind wir als 12-köpfiges Team mit 6 vollzeitlich engagierten Missionaren. Die Missionare zogen sich nacheinander zwischen 2013 und 2016 aus der Arbeit heraus, die letzte vollzeitliche Missionarin verabschiedeten wir im Jahr 2021 in eine neue Arbeit.

Heute (2023) haben wir 15-20 ehrenamtliche Mitarbeiter, die entweder in den letzten 10 Jahren zum Glauben kamen, darin wuchsen und mittlerweile selbst Verantwortung übernehmen oder die als Christen in den letzten 10 Jahren in den Stadtteil zogen und in Verantwortung hineingewachsen sind.

 

#12 Welchen Tipp würdet ihr anderen Gemeinden/Leitern auf den Weg geben, die überlegen, zu gründen?

Es gibt 2 Punkte, auf welche wir mit der heutigen Erfahrung das nächste Mal mehr achten würden:

  • Sofern Missionare mit im Gründungsteam sind, was ein totaler Segen ist, dann darauf achten, dass sie erst ausscheiden, wenn sie sich selbst vollständig multipliziert haben und andere Menschen in ihre Rollen hineingewachsen (Das Multiplikationsprinzip vom ersten Tag des Dienstes gilt aber auch für jeden anderen Leiter.)
  • Nicht zu früh mit „offiziellen“ Sonntags-Gottesdiensten beginnen, dem Druck von außen nicht nachgeben, sondern erst wenn es ungefähr 50 Menschen gibt, die zu Jesus umgekehrt sind und verbindlich Die Vorbereitung der Sonntage kostet so viel Kraft, dass sie kleinere Mitarbeiterteams in einer Pioniergemeinde überlastet und die Energie von der missionarischen Arbeit abzieht.